Musikfestival Lednice-Valtice widmete sich heuer Vivaldi

Ideale historische Spielstätten sind im früheren Reich der Liechtensteiner zahlreich vorhanden. Hier ein Konzert in der Hofreitschule von Schloss Valtice. Ideale historische Spielstätten sind im früheren Reich der Liechtensteiner zahlreich vorhanden. Hier ein Konzert in der Hofreitschule von Schloss Valtice.

von Dorian Krois

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Auf Einladung der Tschechischen Zentrale für Tourismus in Wien, führte mich meine letzte Pressereise im Oktober nach Valtice in Südmähren. Nördlich von Wien, nur wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Rund um Valtice überall Weinberge. Es ist nicht wirklich bekannt, dass das Weinbaugebiet Mähren mit 17.000 Hektar an Rebfläche das Weinviertel noch überrundet. Das sind 94 Prozent aller in Tschechien regis- trierten Rebflächen. Das optische und historische Zentrum von Valtice ist das gewaltige Schloss der Liechtensteiner. Die Weltkriege und dann noch der Eiserne Vorhang hatten auch große menschliche Barrieren zwischen Mähren und Österreich erzwungen. Das heutige Resultat: Der Großteil aller Menschen in Valtice spricht außer Tschechisch als Zweitsprache höchstens Englisch. Und das nicht einmal zehn Kilometer von Österreich entfernt.

Schlussendlich war die Stadt Feldsberg samt dem Schloss von 1395 bis 1945 im Besitz des Hauses Liechtenstein. Feldsberg selbst gehörte bis 1920 ohnehin nicht zu Mähren, sondern zu Niederösterreich. Die fürstliche Liechtensteinsche Familie nutzte das Schloss bis zum Jahre 1943 als Familienresidenz. Ein gewaltiges Schloss mit großer geschichtlicher österreichischer Vergangenheit. Heute ist das Schloss Valtice die tschechische Weinhochburg. Denn im riesigen Schlosskeller lagern die allerbesten Weine Tschechiens. Vorrangig die Spitzenweine aus Mähren und weiters die besten Weine von den insgesamt 662 Hektar großen Weinbergen im Norden Böhmens. Die allerbesten Weine kommen aus Mähren. Seit der Staatsgründung Tschechiens hat sich hier in Sachen Weinqualität Gewaltiges getan. Die mährischen Weinspezialitäten sind außergewöhnlich. Allerbeste Veltliner, Riesling, Chardonay, Burgunder, Sekte und Spitzenrotweine. Im Weinkeller von Valtice können sich Weinfreunde durch die Spitzenweine durchkosten. Und zudem auch die entsprechenden Weine kaufen.

Das Festival war wieder ein voller Erfolg und genießt bei den Klassik-Fans einen exzellenten Ruf.

Blick auf das wunderschöne Rathaus der Stadt Valtice.

Das Palmenhaus grenzt direkt an Schloss Lednice und gilt, seit es mit dem Schloss baulich verbunden wurde, als „der größte Wintergarten der Welt“.

Nächstes Ziel: Lednice (Eisgrub). Mittlerweile UNESCO-Weltkulturerbe. Hier hat das Geschlecht der Liechtensteiner noch einiges draufgelegt. Immerhin wirkten hier die Liechtensteiner gut 700 Jahre. Aufgrund der besonderen Nähe zum Hause Habsburg wurden die Liechtensteiner nicht nur mächtig, sondern auch außerordentlich reich. Demnach ist das Areal des Schlosses unglaublich riesig und mit ungewöhnlichen Sehenswürdigkeiten versehen. Wie zum Beispiel das Palmenhaus mit einer Sammlung tropischer und subtropischer Pflanzen. Nach dem es im Zuge von Umbauarbeiten im Schloss, von 1846 bis 1858, mit diesem baulich verbunden wurde, wird das Palmenhaus als „der größte Wintergarten der Welt“ bezeichnet.

Doch die Region hat noch einiges mehr zu bieten, jährlich ist sie nämlich ein Paradies für Fans von Opern und klassischer Musik. Vom 2. bis 16. Oktober öffneten sich bereits zum sechsten Mal die Tore der prunkvollen Spielstätten in der Region Lednice-Valtice für die Konzerte des „LVMF2021“ (Lednice-Valtice Musikfestival), welches dieses Jahr des 280. Todestages Antonio Vivaldis gedachte. Am letzten Spielwochenende des Festivals war ich mitsamt einer internationalen Journalistengruppe in Valtice, um die letzten Aufführungen inklusive Abschlusskonzert zu sehen. Untergebracht waren wir im „Resort Valtberg Valtice“ ein höchst empfehlenswertes und frisch renoviertes vier Sterne Hotel, nur wenige Gehminuten vom Schloss Valtice entfernt. Ich muss leider aus aktuellem Anlass erwähnen, dass die Gesetzeslage zur Corona-Eindämmung ähnlich wie in Österreich ist. Mit der Einhaltung bzw. Kontrolle dieser Maßnahmen nehmen es die Tschechen aber leider gar nicht genau. Einen 3G-Nachweis wollte von mir, obwohl vorgeschrieben, während der Reise niemand sehen.

„Es ist uns gelungen, Spitzenensembles aus Italien, Frankreich, Spanien und der Tschechischen Republik zu gewinnen, die bereits seit vielen Jahren zu den besten Vivaldi-Interpreten gehören: Ensemble Matheus, Accademia Bizantina, Gli Incogniti, Ensemble Scaramuccia oder Europa Galante mit Fabio Biondi. Sein tschechisches Debüt gab beim LVMF 2021 einer der aktuell angesagtesten Künstler der klassischen Musik, der polnische Countertenor und Breakdancer Jakub Józef Orliński,“ schwärmte Jiří Partyka, der künstlerische und geschäftsführende Direktor des Festivals. „Wir stellten Vivaldis reiches musikalisches Vermächtnis nicht nur in Form von Instrumentalkonzerten vor, sondern auch als Kammermusik, geistliche Musik und im Operngenre. Das Festival präsentierte mehrere neuzeitliche Wiederaufführungen, eingeschlossen Vivaldis Oper Farnace in der Fassung aus Pavia, zwölf tschechische Premieren und eine Reihe vivaldianischer Neuentdeckungen der letzten Jahre, zum Beispiel Sonaten aus der Dresdner Pisendel-Sammlung,“ fügte er hinzu. Highlight war das Abschlusskonzert des Festivals in der Reithalle des Schlosses Valtice unter der Regie eines der besten Vivaldi Interpreten der Gegenwart, Fabio Biondi und des italienischen Ensembles Europa Galante, die gemeinsam vier tschechische Erstaufführungen von Konzerten aus der berühmten „Collalto“ Sammlung darboten.

Minarett im Schlosspark in Lednice.

SOJ-Redakteur Dorian Krois mit Festival-Direktor Jiří Partyka und                  Dr. Günter Fritz (Redakteur Magazin „News“). 

Holzwendeltreppe in der Bibliothek von Schloss Lednice.

Publiziert in Tschechien

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