Opatija – das geheimnisvolle Mädchen mit der Möve

Die berühmte Franz-Josef-Promenade (Lungomare) ist 12 km lang und führt von Lovran über Opatija nach Volosko. Die berühmte Franz-Josef-Promenade (Lungomare) ist 12 km lang und führt von Lovran über Opatija nach Volosko.

von Ulrike Krois

Schon lange sehnen wir uns nach dem Meer!

add

Gerade aber der zauberhafte k. u. k. Kurort ist für die Österreicher schon seit Generationen ein traditioneller vielgeliebter Urlaubsort. Endlich wieder einmal den traumhaften Lungomare entlangschlendern, rückt nun in greifbare Nähe. Namensgeber von Abbazia (italienisch) oder kroatisch Opatija für „Abtei“ ist die kleine am Meer gelegene Kirche St. Jakob am Pfahle, um 1420 von den Benediktinern gegründet. Aber Opatijas Wahrzeichen, dem „Mädchen mit der Möve“ geht ein trauriges Schicksal voran. Auf der kleinen Halbinsel, auf einem Felsen vor dem ehemaligen Friedhof, befindet sich die Statue des Mädchens, auf dessen ausgestrecktem Arm die Möve sitzt. Die Statue ist ein Werk des Bildhauers Zvonko Car und wurde erst 1956 aufgestellt. Viele Jahre fragte man sich, wer für die Statue Modell gestanden ist, doch der Bildhauer hüllte sich in Schweigen und nannte sie immer nur „seine Dame aus Opatija“. Bis sich schließlich Frau Jelena Jendrasic aus Crikvenica als Modell zu erkennen gab. Sie war übrigens die Nachbarin von Zvonko Car. Die Einheimischen gaben der Statue auch den Namen „Nymphe“, da es sehr eindrucksvoll aussieht, wenn die Gischt den Felsen umspült , als ob eine Nymphe dem Meer entsteigt. An Ihrer Stelle stand früher, bevor sie durch einen Sturm beschädigt wurde, die „Madonna del Mare“, des Grazer Bildhauers Hans Rathausky, der auch den berühmten Brunnen „Helios und Selene“ schuf, der zwischen der St. Jakobs Kirche und dem Hotel Imperial gelegen ist. Diese Madonna wurde von der Familie des Grafen Arthur Kesselstadt gestiftet, der unweit dieser Stelle zu Ostern 1891 bei einem Schiffbruch ertrank. Sie sollte über seine Seele wachen. Eine vergoldete Variante der Madonna kann man heute in der St. Jakobs Kirche besichtigen, das Original wird in der Villa Angiolina aufbewahrt, in der heute das kroatische Tourismusmuseum seine Heimstätte gefunden hat.

Das Mädchen mit der Möve ist ein Wahrzeichen der gesamten Kvarner Bucht.

Jedes noch so kleine Felsplateau wird zum Sonnenbaden genutzt.

Der Aufschwung der Kurortes begann mit dem Anschluss an die Südbahn. Vorher war nur die beschwerliche Anreise mit dem Dampfschiff aus Triest möglich, dieses konnte aber nicht in dem kleinen Hafen vor Anker gehen, sondern die Gäste mussten in kleine Barken umsteigen, was natürlich wenig komfortabel war. Der Generaldirektor der Südbahn Friedrich Julius erkannte das Potenzial des Ortes und trieb den Ausbau voran. Natürlich benötigte das anspruchsvolle Gästeklientel auch eine standesgemäße Unterkunft und so wurde in der Rekordzeit von 10 Monaten das Hotel Quarnero, das heutige Kvarner gebaut und 1884 eröffnet sowie das Grandhotel „Kronprinzessin Stephanie“, das heutige Imperial, das von der Namensgeberin, der Gattin des Thronfolgers, persönlich eingeweiht wurde und deshalb weit über die Grenzen berühmt war. Alles was Rang und Namen hatte, wollte hier logieren. Die beiden Hotels waren an Eleganz und Ausstattung zu damaliger Zeit nicht zu überbieten. Viele weitere Villen und Hotels folgten. Mit dem Adel kam auch das reiche Bürgertum sowie viele Künstler. Auch die legendäre Hofschauspielerin und Kaisergefährtin Katharina Schratt hatte hier eine Villa. Badeanstalten mit allem damaligen Komfort öffneten ihre Pforten und welch Glück, Damen und Herren durften gemeinsam dem Badespaß frönen. Konzerte, Veranstaltungen und eine Vielzahl an Zerstreuungen wurden den Gästen geboten, nicht ohne Grund war der Kurort auch als Heiratsbörse bekannt. Der wohlhabende Kaufmann Iginio Scarpa aus Rijeka baute als einer der Ersten eine Sommerresidenz, der er den Namen seiner früh verstorbenen Frau Angiolina, gab. Flanieren wir doch zumindest in Gedanken den Lungomare entlang. Gebaut wurde das 12 Km lange Juwel zwischen 1885 und 1911. Zuerst nach Friedrich Schüler benannt, trägt sie seit 1996 den offiziellen Namen „Kaiser-Franz-Josef-Promenade“.

Wundervolle Ausblicke auf das Meer entlang des Lungomare.

Kvarner Scampi sind aufgrund Ihres köstlichen Geschmacks begehrt.

Der rote kleine Leuchtturm ist ein vielgefragtes Fotomotiv.

Jeder, der es sich leisten konnte, wollte sein Hotel oder seine Villa hier am Meer, sozusagen 1. Reihe fußfrei. Böhmische Köchinnen waren aufgrund ihrer hervorragenden Künste heiß begehrt. Beim Lesen alter Speisekarten kann man die Vielfalt der Gerichte, mit den Einflüssen aus allen Teilen der Monarchie, förmlich schmecken. Wir passieren das traumhaft schön gelegene Hotel „Miramar“, Ende des 19. Jahrhunderts als „Villa Neptun“ erbaut, nahmen spätere Besitzer dann Umbauten vor, sodass eine Ähnlichkeit zum Schloss Miramare bei Triest entstand. Ohne einen Kaffee zur legendären Kamelientorte getrunken zu haben, kann man am berühmten Cafe Wagner, welches sich im Erdgeschoß des Hotels Milenij befindet, unmöglich vorbei gehen. Nach jeder Biegung des Weges taucht eine entzückende Villa, oft mit leicht morbiden Charme behaftet, auf. Blühende Bougainvillea winden sich entlang und lassen schönste Ausblicke auf das glitzernde Meer offen. Man sieht förmlich vor Augen, wie die schneidigen Kavaliere mit ihren Damen prominierten, herrschaftliche Familien spazierten, nicht zu vergessen das Heer an Bediensteten, wo sich auch manch trauriges Schicksal verbarg. Hoffen wir, dass der heurige Sommer wieder unbeschwerte Ferientage in dieser traumhaften Region zulässt…

Die wunderschöne Villa Angiolina inmitten des Blumenparks.

Das  prachtvolle Hotel Kvarner (Quarnero) wurde 1884 erbaut und ist das älteste Hotel an der Ostadria. Schon damals berühmt für seinen Kristallsaal, wo illustre Feste stattfanden.

Publiziert in Kroatien

Impressum / Datenschutz

Facebook