Brda ist das „Schlaraffenland“ Sloweniens

Die Brda ist ein Schlaraffenland mit Wein, Kirschen usw. Im Hintergrund das mittelalterliche Dorf Smartno mit seiner Festungsmauer. Die Brda ist ein Schlaraffenland mit Wein, Kirschen usw. Im Hintergrund das mittelalterliche Dorf Smartno mit seiner Festungsmauer.

von Hannes Krois
Gibt es das Schlaraffenland?

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Jenes märchenhafte Land, das randvoll ist mit kulinarischen Köstlichkeiten. Die Franzosen bezeichnen die Region Lauragais südlich von Toulouse ebenso. Es ist aber nicht das Übermaß sondern vielmehr die Qualität, die in der Kulinarik und im ganzen Leben zählen. Der „Luxus des Einfachen“ ist der Gipfel des Genußes. Schon vor elf Jahren verschlug es uns auf Anraten meines Freundes Jan Ciglenecki in diese einzigartige Region Sloweniens, die ich nun als Schlaraffenland bezeichnen möchte. Gemeint ist die sogenannte „Brda“.

Wir trafen damals vor elf Jahren in dem kleinen Medana die hübsche blonde Eva, die aufgrund ihrer Deutschkenntnisse uns von einem Weingut zum anderen begleiten durfte. Der damals schon außergewöhnliche Wein-Gasthof Belica blieb unvergessen. Auch die Belica-Familie mit dem damals sehr jungen Rechtsanwalt Sebastian und Evas Freund. Mittlerweile haben Sebastian und Eva geheiratet. Zwei Buben und ein Mädchen sind da. Das vierte Kind ist im „Anmarsch“. Sebastian&Eva sind mittlerweile „Wirtsleute“. Der Advokat nützt sein rechtliches Wissen fürs eigene Geschäft. Im Familienunternehmen Belica (www.belica.net) kümmert sich Sebastian um die eigenen Schinken und Würste. Nur ausgesuchte „Schweinehaxn“ werden hier im permanenten Wind des Meeres zu feins- tem Prosciutto gereift. Auch auf seine köstlichen Würste, die sich von üblichen Salamis gewaltig unterscheiden, ist Sebastian mit Recht voll stolz. Mittlerweile haben Eva und Sebastian im wenige Kilometer entfernten Smartno auch ihr Haus Marica höchst erfolgreich in Betrieb gebracht. Inmitten des kleinen mittelalterlichen Dorfes Smartno ist in den engen Gassen das Steinhaus Marica (www.marica.si). Eine gemütliche Gaststätte samt Kellergeschoß und sieben großzügig eingerichtete Gästezimmer im Obergeschoß. Paradiesische Stunden für die Gäste. Allein schon beim Frühstück für die Gäste punktet Eva mit den selbst hergestellten Marmeladen, Schinken, Würsten und unglaublich aromatischem Käse. Und einem Ristretto zum Verlieben. Als Restaurant für regionale Spezialitäten mittags und abends ist das Haus Marica höchst begehrt. Bei romantischem Kerzenschein in toller Atmos- phäre bekommen die Gäste regionale Spitzengerichte. Traditionelle Bauernküche für den verwöhnten Gaumen auf Hochglanz gebracht. Auch die Beilagen wie Spinat, Rösterdäpfel, Rollgerste sind unglaublich gut. Am offenen Feuer brutzelt auch oftmals ein T-Bone-Steak in ganz besonderer Qualität. Im Restaurant Marica gibt es auch allerbestes tschechisches „Craft-Bier“. Weil Sebastians tschechischer Freund sehr verwöhnt ist und nur dieses Bier trinkt. Kein Fehler für all die anderen Gäste.

Drago Bulc, Bürgermeister Janez Fayfar und die „Erinnerung“ an die Monarchie.

Am kleinen Bauernmarkt in Smartno gibt es die herrlichsten Kirschen.

Wir übernachten allerdings im kleinen und neuen Hotel San Martin (www.sanmartin.si). Kaum 200 Meter vom Haus Marica entfernt. Hotelbesitzerin Vjesna kümmert sich im San Martin rührend um die Gäste. Mit Sebastian&Eva bespricht Vjesna oftmals touristische Angelegenheiten. Alle drei wissen, daß das alte Dorf Smartno viele „kleine Motoren“ braucht. An den speziellen Wochenenden mit Tradition und Kulinarik überschwemmen die Touristen Smartno, Dobrovo und Medana. Wie etwa die Feste „Brda&Wein“ Mitte April; „Rebula&Olivenöl“ Anfang Mai; „Tage der offenen Kellertür“ Anfang Juni; „Kirschenfest&Hochzeit“ im Juni; „Träume in Medana und Smartno“ im August; „Martinsfest“ im November. Smartno ist für Vjesna sowie Sebastian&Eva das irdische Paradies. Eva ist ganz besonders in dieses trutzige Dorf mit seinen Mauern und Toren verliebt. Hat doch ihr Vater als Architekt und Visionär das Dorf gegen viele Spekulanten schwer aber erfolgreich verteidigt. Speziell damals im Jahr 1976, als das nahe Gemona durch ein Erdbeben nahezu ausgelöscht war. Damals bekam auch Smartno einiges an Unheil mit. Evas Vater setzte den Weiterbestand und die Renovierung des Steindorfes Smartno durch. Die kleine hügelige Welt der Brda liegt zwischen dem italienischen Cormons und Nova Goriza. Im 16. Jahrhundert „Grafschaft Görz“ und Teil von „Innerösterreich“ mit Graz als Regentstadt. Speziell der I. Weltkrieg mit dem nahen und damals oftmals „blutroten“ Isonzo (Soca) brachte die Region in Folge in unglückliche Verknüpfungen der politischen Machthaber. Die Brda ist derart nahe mit Italien verwoben, daß man sich auf diversen Straßen urplötzlich in Italien befindet. Also unbedingt Reisepaß mitnehmen, denn Polizei-Kontrollen sind seit Beginn der „Willkommenskultur“ möglich.

Eva&Sebastian vor ihrem Kulinarik-Haus Marica in Smartno.

Himmlischer Duft im Salami-Reiferaum im Weingut Belica.

Völlig unbeschadet von all den politischen Verwirrungen wachsen die Weintrauben und überall die Kirschen auf prächtigen Bäumen. Schon im Mai gibt es wunderbare, fruchtige Kirschen. Durch die Meerwinde nahezu wurmfrei. Kirschen, die es sonstwo in dieser Qualität nicht gibt. In den Küchen der Brda ist das die Zeit für Kirschsuppe und Kirschstrudel. Denn gekocht wird hier traditionell einfach, aber immer frisch mit der Ernte der Jahreszeiten. Unsere Tour führte uns auch in den Weinkeller des Schloßes in Dobrovo. Die Tische vollbesetzt. Herrlich duftende Tropfenstrudel auf den Tellern. Und dann die zwei Gesichter von zwei Freunden. Janez Fayfar, Ex-Direktor der Villa Bled und seit Jahren Bürgermeister von Bled in unglaublicher Oberkrainer-Tracht und Drago Bulc, Sloweniens TV-Ikone aus Laibach, bei  der Jubiläumsfahrt der historischen Eisenbahn von Bled. Unglaublich!  Mitfahren wäre natürlich eine Option gewesen. Aber wir hatten noch Besuche bei zwei Winzern in der Brda im Programm. Zuerst bei Marjan Simcic in Ceglo (www.simcic.si). Auf dem Weingut von Marjan&Valeria Simcic spürt man hochklassigen Stil. Marjan war als Präsident des Brda-Fußballcklubs unterwegs und Valeria geschäftlich in Brüssel. Valerias Freundin, die bildhübsche blonde Erika präsentiert Schinken und die tollen Simcic-Weine. Über 80% der Weine gehen in den Export. Vorrangig in die USA und dann nach Italien. Ein Bruchteil über Wagner-Wein auch nach Österreich. Getragene und in Holz gereifte Weine in höchster Qualität. Etwas klassischer geht es beim ebenso bekannten Winzer Scurek (www.scurek.com) in Plesivo zu. Fruchtige, frische Weine mit der Hauptsorte Rebula vorrangig. Der Rebula ist in der Brda vergleichbar wie der Malaysia in Istrien. Die fünf Scurek-Brüder tragen das Familienunternehmen in die Zukunft. Ihre Weine werden zu 60% in Slowenien verkauft. Dann folgen China und Bosnien. Hochinteressant, daß die Spätlesen der Brda-Weine keine Bodritis, also Edelfäule haben. Der Wind vom Meer hat daran seinen Anteil. Die Brda ist ein Schlaraffenland. Eine Region voll Einfachheit, die Menschenherzen zum Schwingen bringt...
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Die Brda-Schönheit Erika im Weingut von Marjan&Valeria Simcic.

Die nette Kellnerin im Restaurant Marica mit tollem T-Bone-Steak.

Publiziert in Slowenien

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