Ostmähren: Ein Schuh geht um die Welt

Die märchenhafte Panorama-Atmosphöre im Garten von Schloss Buchlovice lädt zu romantischen Spaziergängen ein. Die märchenhafte Panorama-Atmosphöre im Garten von Schloss Buchlovice lädt zu romantischen Spaziergängen ein.

von H. Dorian Krois
Bekannt als einer der schönsten historischen Städte Tschechiens, trumpft Kremsier (Kromeríž) neben seinem denkmalgeschützten Stadtkern mit weiteren Sehenswürdigkeiten auf, die in das UNESCO-Weltkultur- oder -Weltnaturerbe eingetragen sind.

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Das erzbischöfliche Schloss beheimatet Kostbarkeiten ehemaliger Olmützer Erzbischöfe und großer Meisterwerke wie Tizian’s Original von Apollo und Marsyas. Der Schlossgarten mit einzigartigen, verspielt arrangierten Pflanzen lädt zum romantischen Spaziergang ein. Unmittelbar an der March gelegen, ist Kremsier der ideale Ausgangspunkt für eine Schifffahrt auf dem Bat’a-Kanal, benannt nach dem Schuh-Giganten Tomáš Bat’a.
Die unweit gelegene Stadt Zlín ist ebenfalls eng mit dem Leben des Gründers der traditionsreichen tschechischen Schuhmarke verbunden. Zu den berühmtesten Gebäuden zählt das sogenannte Bat’a-Hochhaus, das seinerzeit zu den höchsten Häusern der Welt gehörte. Der Lift, der zwischen den 16 Stockwerken auf- und abfuhr, diente Bat’a als Direktorenzimmer. Das Gebäude sowie das Schuhmuseum sind für Besucher ganzjährig geöffnet. Die Schuhfabrik Bat’a wurde als „T. & A. Baťa“ am 24. August 1894 durch Tomáš Bat’a und seine Geschwister Antonín und Anna in der mährischen Stadt Zlín (damals in Österreich-Ungarn) gegründet. Antonín und Anna zogen sich ein Jahr später aus der Leitung des Unternehmens zurück und überließen Tomáš die alleinige Verantwortung. Nach Antoníns Tod 1908 übernahm Tomáš die Firma vollständig. Mit der Einführung der Fabrikfertigung und der erstmaligen Belieferung des Einzelhandels revolutionierte Baťa die Schuhherstellung, die zuvor auf kleine Einmannwerkstätten beschränkt gewesen war.
1909 begann das Unternehmen mit dem Export seiner Produkte und expandierte innerhalb weniger Jahre nach Europa, Nordamerika, Asien und Nordafrika. Baťa verwendete Leinen statt teurem Leder. Somit konnte sich seine Schuhe („Baťovky“ genannt) fast jeder leisten, weshalb die Verkaufszahlen rasant stiegen.Baťa war eines der wenigen Unternehmen, das während des Ersten Weltkriegs den rasch angestiegenen Bedarf an Militärstiefeln decken  konnte. Die Fabriken im Ausland wurden so organisiert, dass sie unabhängig vom Mutterhaus operieren und sich so auf die Marktbedürfnisse in den einzelnen Ländern einstellen konnten. Der rasch wachsende Konzern hatte für die damalige Zeit ein ausgesprochen soziales Bewusstsein, ließ rund um die Fabriken Siedlungen für die Arbeiter errichten und sorgte für Schulbildung und Wohlfahrtseinrichtungen. Heute ist Batá der weltweit größte Hersteller von Schuhen. Hauptsitz ist Lausanne, eingetragen ist das Unternehmen allerdings als beschränkt haftende Gesellschaft luxemburgischen Rechts in Luxemburg und beschäftigt über 30.000 Mitarbeiter.

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Der Henker von Kroměříž ist heute nur mehr eine Touristenattraktion.

Das Veranstaltungszentrum in Zlín wurde aufwendig neu gestaltet.

Mit dem Erfolg der Schuhfabrik erlebte auch die Stadt einen enormen Aufschwung. Tomáš Baťa lud renommierte Architekten der damaligen Zeit nach Zlín ein. Gemeinsam entstand so das heutige funktionalistische Antlitz der Stadt. Der Architekt Gahura entwarf die ersten Einfamilienhäuser und wurde sogar Stadtarchitekt. Zlín ist bei Kinderfilmbegeisterten äußerst beliebt, denn hier findet jedes Jahr das Internationale Kinder- und Jugendfilmfestival, das größte seiner Art weltweit, statt.
Bad Luhatschowitz (Luhacovice) liegt in einem malerischen Tal des Landschaftsschutzgebietes „Weißkarpaten“ in Südostmähren. Direkt an der Kolonnade im Herzen des Kurorts entspringen sechs natürliche Quellen und der Ortskern ist von Jugendstilbauten des bedeutenden Architekt Dušan Jurkovic geprägt.

Das größte Unterwasseraquarium Europas in Modrá.

Historische Schuhe im Baťas-Museum in Zlin.

Die Geschichte des Heilbades reicht 300 Jahre zurück, Lázne Luhacovice zählt zu den größten Kureinrichtungen in der Tschechischen Republik. Das Heilbad verwaltet 14 Mineralquellen, wovon acht für Kurbehandlungen genutzt werden. Sie sind dickbauchig oder ganz schmal und hoch. Verziert mit Blüten- oder Landschaftsmotiven. Es sind Trinkgefäße. Und damit ihr kostbarer Inhalt nur in ganz kleinen Schlucken genossen werden kann, trinkt man aus dem geschwungenen Henkel mit der nach oben auslaufenden offenen Form. Die schönen Tassen aus Porzellan sind eines der "Markenzeichen" von Luhacovice, dem ältesten Heilbad Mährens, das durch seine Mineralwasserquellen berühmt wurde. Jeder, der dort kurt, hat so ein edles Gefäß. An den Pavillons und sprudelnden Brunnen mit dem heilkräftigen Nass trifft sich Alt und Jung. Denn wegen ihres hohen Gehalts an Mineralstoffen und der Konzentration von Kohlendioxid zählen die Luhacovice-Quellen zu den wirksamsten in Europa. Auch wenn der etwas salzige Geschmack nicht jedermanns Sache ist, Mineralwasser trinken ist "Pflicht" in Luhacovice. Und so begegnet man in den weitläufigen, gepflegten Anlagen des Kurparks überall großen und kleinen Leuten mit Tassen und Bechern in der Hand. 15 000 Liter Quellwasser gelangen jede Stunde an die Oberfläche. Außer zur Trinkkur werden sie auch für Inhalationen und natürliche Mineralwasserbäder genutzt. Mehr als dreihundert Jahre ist es her, dass erste Berichte die wohltuende Heilkraft des Wassers rühmten. Den größten Aufschwung erlebte das Heilbad 1902. Mit seiner originellen, volkstümlichen Architektur prägte der Slowake Dusan Jurkovic das Bild des Kurortes. Doch auch die landschaftliche Schönheit lockte immer mehr Besucher an.
Velehrad zählt zu den bedeutendsten mährischen Wallfahrtsorten. Es wird mit dem Sitz der mährischen Herrscher in Verbindung gebracht und zugleich als religiöses Zentrum angesehen, von dem aus das Christentum nach dem Vorbild der hll. Kyrill und Method verbreitet wurde. Die Anfänge des Wallfahrtsortes Velehrad reichen bis in die ersten Jahre des 13. Jahrhunderts zurück, in eine Zeit, in der hier von Vladislav Heinrich mit seinem Bruder Premysl Otakar der I. das erste Zisterzienserkloster in Mähren gegründet wurde. Die ersten zwölf  Zisterzienser kamen auf Velehrad im Jahre 1205 aus tschechischen Plas. In der Mitte des 13.Jahrhunderts wurde ein Bau von der Kirche Himmelfahrt der Jungfrau Maria und der Kloster in römisch-gothischen Stil beendet.  Der Tempel war eine monumentale Basilika mit fünf Schiffen. Mit ihrer Länge von 100 Meter war sie damals die größte Kirche in den Tschechischen Ländern. Die Reste der ehemaligen Basilika sind bis heute erhalten. Infos unter: www.vychodni-morava.cz/de.

Meisterhafte Holzschnitte im Zisterzienserkloster in Velehrad.

Der Blumengarten in Kroměříž ist im Sommer sehr beliebt.

Publiziert in Tschechien

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