Ausseerland ist eine Vorstufe zum Paradies

Bei Kaiserwetter ist der Altausseersee nicht mehr zu überbieten. Das Foto zeigt die Bootsanlegerstelle in Altaussee mit dem Loser als den Hausberg. Bei Kaiserwetter ist der Altausseersee nicht mehr zu überbieten. Das Foto zeigt die Bootsanlegerstelle in Altaussee mit dem Loser als den Hausberg.

von Hannes Krois
Eine Suppe ohne Salz ist eine fade Brühe.

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Verliebte Köche versalzen prinzipiell ihre Suppe. Das Salz im Ausseerland hat die Menschen dort in Bad Aussee und Altaussee bislang geprägt. Nirgendwo sonst gibt es eine derart große Anzahl von Charaktertypen, die im wahren Leben die grandiose Romanfigur des Daniel Käfer aus der Feder des Alfred Komarek noch überbieten. Ob nun der Wirt Pauli von der „Seewiese“, der Lotus-Obmann Josef Loitzl oder der Lederhosenmacher Christian Raich. Oder die Mitglieder der Feuerwehr Altaussee mit dem einzigartigen „Altausseer Kirirtag“ und dem vereinseigenem Gasthaus „Schneiderwirt“. Auf diesem Stück Land hat man sich noch niemals was dreinreden lassen. Um mit den Ausseer „Typen“ auf Tuchfühlung zu kommen, helfen weder Lederhosen noch Dirndl. Wer ein „Blitzgneißer“ samt gesalzenem Charme ist, der wird gerne zum Biertisch geladen. Somit fühlt sich auch der charismatische Salzbaron Dr. Hannes Androsch als wirtschaftliche Leitfigur hier richtig wohl. Zumindest darf der ehemalige Finanzminister beim Kiritag hinter der Kuchl im sogenannten Kammerl mit wenigen Auserwählten das allerbeste Grillhendl samt dem speziellen Bier konsumieren. Ein Zeichen der hohen Wertschätzung. Dennoch gibt es auch für den Hannes Androsch auch kein Besteck zum Hendl. Weil es so ist. Süßholzraspeln brauchten die Ausseer niemals lernen. Denn salzig war immer das Leben hier. Das Geld, das man mit dem Salzhandel verdienen konnte, beschäftigte über viele Jahrhunderte die Habsburger. Zumal die Habsburger immer Unsummen von Geld brauchten, um als Kaiser sich durch die Zeiten zu bringen. Somit ist der Berg Sandling mit seinem speziellen „Innenleben“ das wahre Herz des Ausseerlandes. Hier sind die Ausser Salzwelten. Seit 1395 wird im Inneren dieses Berges das Steinsalz abgebaut, auch heute noch. Unter der Marke Bad Ischler Salz ein Klassiker unter all den Speisesalzen. Vom 14. Jahrhundert weg gab es folgende Abbaumethode: Die Bergleute gruben sich durch den Sandling. Dann wurde eine Salzkammer mit Wasser befüllt und das Salzwasser über hölzerne Leitungen in die Sudpfannen geleitet. Diese Sudpfannen standen im heutigen Bad Aussee und genau dort, wo sich der Kurpark ausbreitet. Für die Salzfertigung brauchte man jede Menge an Holz für die Befeuerung der Sudpfannen. Somit wurden all die Wälder zum kaiserlichen Forstgebiet erklärt. In Folge hatten die Sudpfannen das nötige Holz, die Habsburger ein ansehnliches Jagdrevier und der Altaussersee ein jungfräuliches Ufer ohne Bebauung bis in die Gegenwart. Auch des Kaisers Bruder Erzherzog Johann stellte sich gerne als Jagdherr in Aussee ein. Schlußendlich waren es nicht allein die Gemsen und Hirsche. Es war die höchst junge und erfrischende Postmeisterstochter Anna Plochl, die der kaiserliche Herr im Visier hatte. Der Erzherzog war für eine hochadelige Verbindung im Rahmen der staatlichen Interessen vorgesehen. Ein Heiratsmodell, das die Habsburger in all den Jahrhunderten perfekt ausreizten („Andere mögen Kriege führen, Du glückliches Österreich heirate!“). „A Gspusi“ oder auch mehrere waren für die adeligen Herren höchst normal. Doch der sprichwörtliche Blitz erwischte Erzherzog Johann, als er an jenem 22. August 1819 die Postmeisterstochter sah. Trotz aller kaiserlicher Widerstände heirateten Erzherzog Johann und Anna Plochl am 18. Februar 1829. Anna Plochl wurde zur Freifrau von Brandhofen und später zur Gräfin von Meran „aufgewertet“. Somit der Name Meranplatz und Meranhaus in Bad Aussee, in dem Anna Plochl 1804 geboren wurde. Im Jahre 1868 wurde Bad Aussee Kurort. Begüterte Bürger, ein breites Beamtentum seitens des Salzbergwerkes, Finanzamt und Gericht und zusätzlich die herrschaftlichen Kurgäs- te bestimmten die Bad Ausseer „Seitenblicke“. In Folge richtete sich Kaiser Franz Joseph vorrangig wegen seiner Jagdleidenschaft im nahen Bad Ischl ein. Im Tross all die Günstlinge und die, welche solche werden wollten. Die Intellektuellen und Künstler fanden ihre sommerliche Erholung in Altaussee. Die Sommerfrische im Salzkammergut war somit erfunden.

Der „Schneiderwirt“ in Altaussee gehört der Feuerwehr Altaussee.

Im Jagdhaus Seewiese serviert Wirt Pauli besten geräucherten Saibling.

Top in Lage, Geschichte und Service ist das Hotel Erzherzog Johann.

In den Stollen des Salzbergwerkes Altaussee lagerten die Kunstschätze.

Mit der Salzkammergutbahn im Jahre 1875 startete eine neue Epoche für den Salztransport und den Tourismus. Bei Kaiserwetter präsentiert sich der Altaussersee inmitten der malerischen Landschaft rund um den 1838 Meter hohen Loser. Der ebene Seeweg rund um den See ist ideal für Wanderer. Ein Erlebnis ist die Bootsfahrt mit dem Solarschiff ab der Anlegestelle in Altaussee bishin zum Jagdhaus Seewiese (www.jagdhaus-seewiese.com). Im Jänner 2015 waren das Jagdhaus und das Solarschiff Drehorte für den James Bond Film Spectre mit Daniel Craig. Mit dem Schiff veranstaltet man James Bond-Sonderfahrten mit einem Zeitzeugen der Dreharbeiten. Im Jagdhaus Seewiese gibt es regionale Spezialitäten der Kulinatik. Berühmt ist hier der frisch geräucherte Altausseer Seesaibling. Tolles Ambiente inklusive! Höchst romantisch präsentiert sich das Hotel Seevilla (www.seevilla.at) am Ufer in Altaussee. Die eins- tige „Villa Wagner“ war schöpferischer Zufluchtsort vom Komponis- ten Johannes Brahms. Literaten, Musiker, Maler und Schauspieler entdeckten die Region um den Altausseersee als Motor für Ideen und Schaffenskraft. Auch Herbert von Karajan lebte hier. Ein waschechter Altausseer mit zusätzlicherVerbundenheit zu Pürgg ist Klaus Maria Brandauer. Der „Mephisto“ liebt sein Altaussee und die Kulinarik der regionalen „Wilderer-Küche“. Bei Schlechtwetter wird es einem in der Region nicht fad. Empfehlenswert ist das Literaturmuseum Altaussee (www.literaturmuseum.at). Ein Muß ist der Besuch des Kammerhofmuseums in Bad Aussee. In dem historisch bemerkenswerten Kammerhof erlebt der Besucher Geschichte und Leben der Ausseer in höchster Präzision. Ein ganz besonderer Höhepunkt ist das Schaubergwerk der Salzwelten Altaussee (www.salzwelten.at). Die Stollen führen in die Mitte des Salzbergwerkes in eine einzigartige Klimazone. In den historischen Stollen findet man noch Kisten und Stellagen, in denen hunderttausende Kunstschätze im Dritten Reich gelagert wurden. Das Steinsalz und die Sole aus dem Sandling sind die Lebensader der gesamten Region. Bei allerbestem Wochinger Bier aus Traunstein erzählt Lotus-Obmann Josef Loitzl in seinem Lotus-Museum seine ganz persönliche Beziehung zu Lotus, Jochen Rindt, Dr. Helmut Marko und Colin Chapman. All sein Geld und seine Freizeit hat Josef Loitzl in sein Museum mit den 16 Lotus gepumpt. Museumsbesuch nach Voranmeldung unter Tel. 03622/ 52844. Ein Philosoph ist der Lederhosenmacher Christian Raich. Aber nicht jedem erzählt er seine Geschichte...

Josef Loitzl, Konrad Köberl und Rudolf Grabner leben für Lotus.

Der legendäre Lederhosenmacher Christian Raich.

Publiziert in Österreich

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